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Castell de Montjuïc

Bei dem Castell de Montjuïc handelt es sich um eine Verteidigungsanlage aus dem 18. Jahrhundert, die sich auf dem Gipfel des 173 Meter hohen Hausbergs von Barcelona, dem Montjuïc, befindet. Von ihren Mauern aus kann man einen grandiosen Blick auf die Stadt, den Hafen und über das Meer genießen.

Castell de Montjuïc - historische Verteidigungsanlage in Barcelona

Castell de Montjuïc – historische Verteidigungsanlage in Barcelona

Das Castell hatte viele Jahre lang die Funktion eines Militärgefängnisses und symbolisierte die Unterdrückung des Landes durch das Franco-Regime. 1960 ist die Anlage der Stadt übergeben worden und beherbergt heute als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Barceolonas das militärhistorische Museum.Da man von der Spitze des Berges Montjuïc aus die gesamte Stadt überschauen kann und sich diese Stelle daher als militärischer Stützpunkt anbot, wurde dort bereits Mitte des 17. Jahrhunderts eine mittelalterliche Festung errichtet – Anlass zu dem Bau war der „Guerra dels Segadors“ (Aufstand der Bauern und Erntearbeiter), der im Juni 1640 ausbrach und bis 1659 dauerte. Grund dafür waren die drückenden Feudallasten, die König Felipe IV. von Kastilien seinen Untertanen auferlegte. Da man die in der Landwirtschaft arbeitenden Spanier „Schnitter“ nannte, ging dieser Krieg auch unter dem Namen „Schnitter-Revolte“ in die Geschichte ein.
Bei diesem ersten Castell, das innerhalb von nur 30 Tagen errichtet wurde, handelte es sich um eine einfache viereckige Anlage aus Steinen und Lehm. Im Jahr 1694 verstärkte man die Festungsmauern und bezeichnete das Bauwerk daraufhin als Schloss, das man im September 1705 an Charles Mordaunt übergab. Der englische Earl of Peterborough sollte von der Festung aus den Weg für Erzherzog Karl von Österreich ebnen, der im Rahmen des Spanischen Erbfolgekriegs dem Thron zustrebte. Das Castell fiel jedoch bereits im April 1706 wieder zurück an die Spanier, acht Jahre später an die Bourbonen.

Mitte des 18. Jahrhunderts erging an einen spanischen Ingenieur der Auftrag, die alte Wehranlage zu zerstören und ein neues, prächtiges Schloss zu bauen – so entstand das heutige Castell de Montjuïc mit gigantischen zickzackförmigen Wällen Richtung Meer und einem großen Graben zur Stadt Barcelona hin. Bis zum Jahr 1779 wurde der Bau ständig erweitert, modernisiert und aufgerüstet, erhielt unter anderem eine Zisterne für die Trinkwasserversorgung und 120 Artillerie-Kanonen. Im Februar 1808 nahmen napoleonischen Truppen das Castell kampflos in Besitz.
Im Jahr 1919 inhaftierte man in der Anlage über 3.000 Arbeiter während eines Streiks, welcher die gesamte öffentliche Versorgung zum Stillstand brachte, dem sogenannten „Canadenca-Konflikts“.
Zur Zeit des spanischen Generals und Diktators Francisco Franco wurden im Castell de Montjuïc über 100 Menschen hingerichtet. Teile des Bauwerks werden bis heute für militärische Zwecke genutzt.

Als Symbol der Unterdrückung hat man das Castell 1992 im Zuge einiger Verschönerungsarbeiten für die Olympischen Spiele renoviert und danach weitgehend öffentlich zugänglich gemacht.
Heute ist das wunderschöne Schloss, das im Juni 2008 offiziell seiner neuen Bestimmung als Kulturstätte zugeführt wurde, eine beliebte und häufig besuchte Sehenswürdigkeit für Barcelona-Urlauber. Es finden dort auch regelmäßig Konzerte, Ausstellungen und Seminare statt, außerdem befindet sich innerhalb der wehrhaften Mauern des Bauwerks auch das militärhistorische Museum.


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