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Torre Agbar

Bei der Placa de les Glories Catalanes ragt ein beeindruckender Turm an die 142 Meter hoch in den Himmel über Barcelona: Der Torre Agbar, der Agbar Turm. Dieses ungewöhnlich geformte Gebäude – „Vibrator himmelwärts“ titelte etwa schon ZEIT ONLINE – ist eine genauere Betrachtung wert.

Gebaut wurde der Turm zwischen Februar 2001 und dem 16. September 2005, an dem das spanische Königspaar den Turm schließlich einweihen konnte. Für den Bau verantwortlich zeichnet der französische Architekt Jean Novel, der mit dem Entwurf mindestens drei verschiedene Absichten verfolgte. Zunächst sollte als erstes Motiv das Stadtviertel Poblenou im Nordosten Barcelonas wiederbelebt werden. Dieses ehemalige Industriegebiet ist nach starken Rückgängen in der Textilwirtschaft und der Stadtflucht vieler Speditionsbetriebe in eine tiefen Schlaf gefallen, Fabriken stehen hier überwiegend leer und zerfallen zusehends. Immerhin kommen nun wieder mehr Menschen in diese Gegend.

Torre Agbar

Der Torre Agbar zeichnet sich durch seine ungewöhnliche Form aus.

Ein zweites Motiv ist das Wasser: Die Grupo Agbar, Wasserwerke von Barcelona und Bauherr und Mitnutzer des Gebäudes, wollten ihr Thema, das Wasser, in einer Fontäne dargestellt sehen, die in den Himmel reicht. Durch die Beschaffenheit der Aussenoberfläche ändert der Turm je nach Lichteinfall ständig seine Farben. Über 40 verschiedene Lackfarbtöne und Tausende von Glaslamellen geben ein überwiegend unterschiedlich blaues, aber auch rot und silber schillerndes Licht an den Betrachter zurück. Noch eindrucksvoller sind die Lichteffekte im Dunkel der Nacht: 4500 Leuchtdioden beleuchten dann den Turm in Tönen von Blau, Rot, Pink und auch Gelb.

Ein drittes Motiv vom Architekten Novel ist eine Verbeugung vor dem katalanischen Architekt Antoni Gaudi, der 1926 verstorben ist. Dieser hatte 1882 mit dem Bau der berühmten Sagrada Familia, einer Basilika im römischen Stil, begonnen. Mittlerweile Weltkulturerbe, soll dieses Bauwerk 2026 abgeschlossen werden. Novel hatte seinen Turm bewußt niedriger als die Basilika im Fertigstadium gehalten, damit diese nach Fertigstellung das höchste Gebäude Barcelonas bliebe und manche architektonische Überlegungen Gaudis in seine Fontäne mit einfließen lassen. Apropos Fontäne: Sowohl Einheimische als auch Touristen sehen da eher einen großen Penis oder den zitierten Vibrator aufragen als eine Fontäne; ein verbreiteter Spitzname ist auch „die Gurke“.

Der Büroturm hat etwa 50.000 Quadratmeter Nutzfläche, verteilt auf 32 Stockwerke. Die Fassadenfläche umfasst 16.000 Quadratmeter und besteht aus etwa 4.500 Fenstern, 59.619 Glasplatten, 250 Tonnen Aluminium und über 25.000 Quadratmeter Beton. Leider ist die Aussichtsplattform des Turms nicht für Besucher freigegeben, so dass man den Turm und sein Farbenspiel nur von Aussen und am Besten aus der Entfernung beobachtet. Einen guten Blick bietet etwa der Dachgarten der Casa Mila, ebenfalls ein ungewöhnliches Gebäude, dass von Gaudi 1910 fertiggestellt wurde. In der Lobby des Torre Agbar findet sich eine Dauerausstellung zum Thema Wasser und dessen Aufbereitung in der Region Barcelonas.


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